bitte. danke. es tut mir leid.
»Bitte« und »Danke« zu sagen, geben wir unseren Kindern ziemlich früh mit auf den Weg. Wir haken nach, fordern sie auf, empfinden es als eine Selbstverständlichkeit im sozialen Miteinander. Die Worte gehen uns leicht über unsere Lippen. Doch was ist mit einem ehrlich und aufrichtig gemeintem »Es tut mir leid«? Für mich die Nummer drei im Bunde. Klar, wir wollen auch, dass unsere Kinder sich bei anderen entschuldigen, wenn sie Mist gebaut haben. Aber anders als bei »Bitte« und »Danke«, braucht es ein tieferes Verständnis dafür, was wir damit überhaupt zum Ausdruck bringen sollten. Es braucht mehr Mut. Sonst bleibt es eine Floskel. Was schade ist, denn in diesen Worten liegen so viele Möglichkeiten für unsere Beziehungen und Bindungen. Leider fällt es uns Menschen auch heutzutage unsagbar schwer. Unabhängig vom Alter. Warum?
Eine ehrliche Entschuldigung setzt voraus, dass wir uns mit der Situation auseinandergesetzt haben. Sie setzt voraus, dass wir die Verantwortung für die Auswirkungen unserer Worte und Handlungen übernehmen. Ohne Aber. Und ohne sie zu relativieren, denn das sorgt bei unserem Gegenüber schnell dafür, dass dieser sich in seiner Verletzung nicht verstanden und anerkannt fühlt. Aber genau das ist wichtig und heilsam. Vielleicht stoßen wir dabei auf eigene Muster und Themen. Autsch! Egal! Es fällt uns schwer, uns Ängste und eigens empfundenen Schwächen einzugestehen, geschweige denn sie zu zeigen.
Bewusst oder unbewusst – in uns allen liegt die Angst vor Ablehnung begraben. Wir fühlen uns unzureichend und haben eine Scheißangst enttarnt zu werden. Denn eins ist für uns klar – wenn unsere Gegenüber all unsere nackten Unzulänglichkeiten sieht, wird er uns ablehnen. Oder nicht? Genau. Vielleicht ja auch nicht. Ich habe noch nie erlebt, dass eine aufrichtige Entschuldigung, eine ehrliche Erklärung der Gründe, eine Anteilnahme am verursachten Schmerz, für Ablehnung gesorgt hat. Im Gegenteil. Ich selber fühle mich meinem Gegenüber näher, hab großen Respekt für die Ehrlichkeit und den Mut. Fühle mich Ernst genommen.
Ich glaube fest, dass sich jeder Mensch wünscht, so, wie er ist, geliebt zu werden. Mit all seinen Dämonen, Ängsten und Schwächen. Und doch fällt es uns so unglaublich schwer, uns in unserer Tiefe zu zeigen. Wie soll denn dann ein anderer Mensch die Möglichkeit bekommen, uns so zu mögen, wie wir im Tiefsten sind?
Ist das nicht völlig absurd?