#lovestoryzeit | »konfetti«
Heute ist Petras „großer Tag“. Welch Ironie, dass es gleichzeitig sein letzter sein würde.
Er lebte seit 2 Jahren in diesem Konfettiglas und kämpfte Tag für Tag gegen die Sinnlosigkeit seines Daseins. Bis zu jenem Dienstag. Ein normaler, mittelmäßiger Dienstag, der zunächst nichts darüber verriet, dass er sein Leben für immer verändern sollte. Wie so oft zuvor, hatte er sich an das trübe Glas gepresst, um das Spektakel von Petras Leben hautnah miterleben zu können. Wie so oft zuvor, sah er Petra kommen, eine Tüte mit neuen Papierschnipseln in der Hand. Langsam schüttete sie sie ins Glas. Und dann – sah er SIE.
Die Mittagssonne brach sich auf den Partikeln ihrer Rundungen, ließ sie funkeln, das Purpur ihrer weiblichen Kurven glitzerte in einer Intensität, einer Schönheit, die ihm den Atem nahm. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Sie fiel mit solch einer Grazie, mit einer Anmut, dass er alles um sich herum vergaß. Er konnte tief in ihre Seele schauen, als sich ihre Blicke für den Bruchteil einer Sekunde trafen. Sie war eine Künstlerin, eine Denkerin. Auch sie würde die Eintönigkeit ihres tristen Lebens unter all diesen gesichts- und charakterlosen Konfettischnipseln in tiefe Depressionen stürzen. Seitdem war sie verschwunden. Er musste sie finden.
Bei der Zeremonie wird er alles auf eine Karte setzen. Die Menschen werden ihn und all die anderen mit Schwung nach oben werfen, das war gut, verschaffte ihm Zeit. Blieb es heute sonnig? So sähe er ihr purpurnes Glitzern schneller. Gut, dass er trainiert hat. Er wird sich schnell drehen und gegen den Wind stemmen können, vielleicht hilft eine kleine Böe und er kann ihr entgegenfliegen, ihr seine Liebe gestehen, vielleicht gelingt es ihm sogar, sie zu umarmen, an ihr festzukleben, um gemeinsam auf den Boden zu stürzen. Ja, die Wiese wird sie verschlucken, Absätze werden sie zertreten – aber sie hatten wahrlich gelebt.